Niente ist jetzt ganz einfach, niente heißt nichts. Da es so schön einfach ist, dürfen wir sogar philosophieren, ohne dass es irgendjemand verwirrt. Nichts bezeichnet der Duden als Pronomen.
"Das Pronomen nichts wird im Sinne von "kein Ding, keine Sache, nicht etwas, nicht das mindeste" gebraucht und ist wie etwas ein indeklinables Neutrum."
Duden, Die Grammatik, Mannheim, 1995, Seite 352
Dann schreibt der Duden noch, "die lateinische Bezeichnung Pronomen bedeutet Für-Wort: "Sie bezieht sich auf die Fähigkeit dieser Wortart, als Stellvertreter oder Platzhalter für ein Nomen zu dienen, obwohl nicht alle Pronomen über diese Funktion verfügen".
Hm. Unergründlich sind die Wege des Herrn und tief der Brunnen der Erkenntnis. Dem Duden ist also schon aufgefallen, dass nicht alle Pronomen eine Stellvertreter Funktion haben, also "nicht" zum Beispiel nicht. "Nichts" ist also ein Pronomen, welches die wesentlichen Eigenschaften eines Pronomens nicht hat. Hm. Wenn ein Auto ein Ding ist, dass von A nach B fährt, kann dann etwas, das nicht von A nach B fährt ein Auto sein? Nach der Logik des Duden ist der Kühlschrank ein Auto.
In einer deutschen Grammatik, (Dreyer / Schmitt, Lehrbuch- und Übungsbuch der deutschen Grammatik, Ismaing, 2000, Seite 199) lesen wir.
"Indefinite Pronomen zeigen an, dass Personen oder Sachen unbestimmt sind, unbekannt oder nicht näher bekannt sind. Sie werden kleingeschrieben."
Als Beispiel wird dann auch nichts genannt.
Hier wird also behauptet, dass nichts für etwas steht und auch unbekannt ist. Da kann einen schon der "horror vacui", die Angst vor dem Nichts packen, denn nichts ist nicht unbestimmt, nichts ist eben ziemlich bestimmt nichts. Nichts steht nicht für etwas anderes, sondern nichts ist nichts. Nichts ist folglich kein Pronomen, nicht mal ein unbestimmtes, denn es ist ziemlich konkret nichts. Jemand der nichts hat, der hat nicht etwa doch etwas, weil das nichts für etwas steht. Sondern er hat nichts. Das ist sein Problem. Wir müssen auch nicht verstehen, warum man "nichts Gutes" schreibt, logischer wäre "Nichts gutes". Irgendjemand hat mal den heroischen Entschluss gefasst, Pronomen kleinzuschreiben, man könnte sie ja auch groß schreiben, aber weil man sie nun mal klein schreibt, wird das Gute zum Substantiv, dass durch nichts näher erläutert wird. Eigentlich ist nichts Gutes, nichts von dem Guten, und so heißt das auch auf Italienisch:
Beispiel
Nichts von dem Guten
Niente di buono
.
Sieht man von dieser dubiosen attributiven Verwendung ab, so entspricht das Italienische niente vollkommen dem deutschen nichts.
Beispiele
nichts als Subjekt
Nichts ist nicht viel.
Niente non è molto.
Nichts interessiert ihn.
Niente lo interessa.*
nichts als Akkusativ
Ich habe nichts gesehen.
Non ho visto niente.
nichts mit Präposition
Aus nichts, wird nichts, das ist wahr.
Dal niente nasce niente, questo si!
Nichts zu machen.
Niente da fare.
Ich bin überhaupt nicht überrascht.
Non sono per niente sorpreso.
* Es handelt sich hier um eine Stolperfalle. Man sollte sich klar machen, dass hier nichts Subjekt des Satzes ist und lo das Akkusativpronomen, "nichts" interessiert, und zwar ihn.