Wir berühren nun ein Thema, dass wir hier noch gar nicht behandeln wollen, die Zeitenfolge. Wir behandeln das jetzt kursorisch und kommen später darauf zurück. Wir haben bereits festgestellt, dass es den congiuntivo im presente, imperfetto, passato prossimo und trapassato prossimo gibt.
congiuntivo
presente
imperfetto
passato prossimo
trapassato prossimo
io arrivi...
io arrivassi...
io sia arrivato...
io fossi arrivato...
io compri...
io comprassi...
io abbia comprato...
io avessi comprato...
Es drängt sich nun die Frage auf, wann man welche Form eigentlich verwendet. Wir sollten jetzt erstmal sehen, dass der congiuntivo nie ohne zeitliche Verankerung gebraucht wird, das heißt, es gibt (in der Regel, die paar Ausnahmen schauen wir uns noch an) immer einen einleitenden Satz, der im presente, passato remoto, passato prossimo oder trapassato prossimo steht und die Handlung zeitlich verankert.
Beispiele
Io temo che venga.
Ich fürchte, dass er kommt.
Io temo che sia venuto.
Ich fürchte, dass er gekommen sei.
Io temei (temevo) che venisse.
Ich fürchtete, dass er käme.
Io temei (temevo) che fosse venuto.
Ich fürchtete, dass er gekommen wäre.
Io ho temuto che venisse.*
Ich habe gefürchtet, dass er komme / käme.
Io ho temuto che fosse venuto. *
Ich habe gefürchtet, dass er gekommen wäre.
* Hier steckt ein kleines Problem, das Beste ist jetzt, wenn Sie weder Spanisch noch Französisch sprechen, dann ist es kein Problem. Tun Sie dies aber, was zu befürchten ist, dann wundern Sie sich darüber, dass es im Hinblick auf die Zeitenfolge egal ist, ob der Satz mit einem passato prossimo oder einem passato remoto beginnt, beide sind Vergangenheitszeiten. Zwar wird in der Verwendung dieser Zeiten unterschieden, was aber die Zeitenfolge angeht, werden sie gleichbehandelt. Es ist also nicht wie im Spanischen, wo das pasado perfecto eine Gegenwartszeit ist und das pasado indefinido eine Vergangenheitszeit. Über die Details reden wir im Kapitel über die Zeitenfolge.
Also, um was geht es hier eigentlich? Den deutschen Sätzen können wir schon mal gar nicht entnehmen, um was es hier eigentlich geht, denn, wir werden das später noch genauer sehen, das Deutsche schwächelt hier gewaltig. Wenn man sich das aber nüchtern überlegt, dann wird man finden, dass es schon einen Unterschied macht, ob jemand irgendwo sitzt und will, dass ein anderer kommt (also noch nicht da ist, aber bald aufkreuzt) oder ob er will, dass ein andere schon da ist, also bereits gekommen ist. Frauen zum Beispiel kommen ja immer zu spät, sollten also schon da sein, meistens kann man aber nur hoffen, dass sie noch kommen, also egal ist das nicht.
Vergleichen wir das Deutsche und das Italienische, dann sehen wir, dass das Italienische hier ein festes Muster hat.
Beispiele
Io credo che lui venga.
Ich glaube, dass er kommt.
Io credo che lui sia venuto.
Ich glaube, dass er schon angekommen ist.
Io credevo che lui venisse.
Ich glaubte, dass er käme.
Io credei che lui fosse venuto.
Ich glaube, dass er schon angekommen ist.
Wir können darüber eine Weile nachdenken, werden aber feststellen, dass wir im Deutschen nicht wirklich ein System haben, wir ändern das Verb (kommen <=> ankommen), haben einmal einen Indikativ einmal einen Konjunktiv (kommt <=> käme) und verwenden zweimal sogar die gleiche Zeit, obwohl sich der Anker geändert hat (...dass er schon angekommen ist). In anderen Konstellationen fällt uns sicher was anderes ein, wir führen z.B. ein Adverb ein (Ich glaubte, dass er das Auto schon gekauft hat), aber ein richtiges System haben wir nicht. Das ist im Italienischen radikal anders. Das Italienische, wie alle romanischen Sprachen, hat ein in sich schlüssiges, logisches System, das es erlaubt, zwischen Vorzeitigkeit einerseits und Gleichzeitigkeit / Nachzeitigkeit andererseits zu unterscheiden.
Also nochmal: Es geht in dem jetzt folgenden darum, ob das Befürchtete, Erhoffte, Gedachte etc. etc. Ereignis eingetreten ist, bevor es imaginiert wurde oder gleichzeitig. Immer noch nicht klar ? Also schauen wir uns diese beiden Sätze an.
Gleichzeitig oder Nachzeitig zur Imagination
Die Mutter fürchtete, dass ihr Sohn von der Rutsche fällt (denn diese war schlecht gesichert).
Vorzeitig zur Imagination
Die Mutter fürchtete, dass ihr Sohn von der Rutsche gefallen ist (denn er hatte eine Gehirnerschütterung).
Es ergibt sich dann folgendes Bild.
Kon = Konjunktion
GK = Gleichzeitigkeit
NK = Nachzeitigkeit
VK = Vorzeitigkeit
Die Verben wurden willkürlich gewählt, also nicht lui venga => lui sia venuto, lui capisca => lui abbia capito etc.. Vorgelesen werden die Sätze in willkürlicher Reihenfolge.
Einführender Satz steht im Präsens
Präsens
Kon
GK / NK
VK
Credo
Voglio
Temi
Aspettiamo
che
lui venga
lui capisca
lei dorma
lei sappia
voi compriate
loro conoscano
siano andati
siate venuti
siano partiti
abbiano comprato
abbia conosciuto
abbiate scherzato
Einführender Satz steht im Imperfekt
Imperfekt
Kon
GK / NK
VK
Ero sicuro
Dubitavi
Bastava
Pensavamo
Speravate
che
lei comprasse
loro comprassero
tu sappessi
io comprassi
noi comprassimo
fossimo partiti
fossero venuti
avessi conosciuto
avessimo comprato
aveste venduto
Einführender Satz steht im passato remoto
Passato Remoto
Kon
GK / NK
VK
Ti vergognasti
Io preferii
Noi sperammo
Voi pensaste
Loro dubitarono
che
lui capisse
loro cercassero
lei fermasse
noi finissero
io apprissi
loro volessero
fossimo partiti
foste andati
fosse arrivato
avessi capito
avessimo sofferto
aveste mangiato
Beginnt der einleitende Satz mit einem passato remoto, dann haben wir ein klitzekleines Problem. Die oben genannten Regeln lassen sich auch auf einem höheren Abstraktionsniveau zusammenfassen, das sieht dann so aus (unser klitzekleines Problemchen beschreiben wir anschließend).