Was wollte uns der Dichter mit seinem Werk sagen? Der Dichter wollte uns darauf aufmerksam machen, dass das Deutsche, wie die romanischen Sprachen auch, versucht, sprachlich zwischen einer subjektiven Wahrnehmung der Realität, weil etwas befürchtet, gewollt, gewünscht, geglaubt wird und einer objektiven Darstellung der Welt zu unterscheiden. Das Teutonenhirn funktioniert also nicht prinzipiell anders als das des Italieners, Spaniers oder Franzosen. Nur kann man, was das Deutsche angeht, nicht von einem System sprechen, weil es zu viele logische Brüche gibt. Man kann nicht einsehen, warum das Deutsche im Präsens mit dem Indikativ, in der Vergangenheit mit dem Konjunktiv konstruiert und ab und an der Konjunktiv I verwendet wird wie der congiuntivo der romanischen Sprachen. Man kann sich auch nicht erklären, warum manchmal sowohl der Indikativ, wie auch der Konjunktiv möglich ist. Sollte das alles eine Logik haben, dann ist sie tief wie der Schatz des Priamus in der Seele des Germanen vergraben. Ein weiteres Nachdenken über den deutschen Konjunktiv macht die Sache weder besser noch klarer, bringt also keine Vorteile, von daher lassen wir es. Halten Sie sich an einen Satz wie diesen
Er fürchtete, dass er zu spät käme
nicht: Er fürchtete, dass er zu spät kam
und Sie verstehen, wie sich eine regelwidrige Verwendung des Konjunktivs für einen Italiener anhört und dass es sowas ähnliches auch im Deutschen gibt. Wir werden in den folgenden Kapiteln sehen, dass das, was der Germane nur unsicher, tapsend, vor sich hin lallt, hin und hergerissen zwischen morphologischem Chaos und dem Willen zur Gestaltung, in den romanischen Sprachen, also auch im Italienischen, ein stabiles System ist, das im Grunde wesentlich einfacher zu verstehen ist, als der Konjunktiv im Deutschen, der eben kein stabiles System ist.